Licht und Schatten in Koolo Hinde
Erlebnisbericht Eklampsie
Mein Name ist Désirée Hofmuth, ich bin seit 12 Jahren als Ärztin in der Gynäkologie und Geburtshilfe tätig und war dieses Jahr das erste Mal mit Mango e.V. im Einsatz.
Es war eine wahnsinnig intensive und erlebnisreiche Zeit, mit vielen schweren Krankheitsbildern, wie man sie so bei uns zu Hause eher selten bis nie erlebt. Ein Fall ist mir und auch dem gesamten Team hierbei besonders im Gedächtnis geblieben, so dass ich gebeten wurde, hier an dieser Stelle darüber zu berichten. Dieser Bitte komme ich natürlich sehr gerne nach.
Es handelt sich hierbei bewusst um einen Erlebnisbericht und keine fachliche Abhandlung im Sinne einer medizinischen Publikation, sodass es auch für den medizinischen Laien verständlich bleibt.
Wir waren bereits einige Tage in Koolo Hinde, hatten uns soweit gut eingelebt und bereits die ersten Operationen durchgeführt, als gegen Mittag eine schwangere Patientin, getragen von 3 Familienangehörigen, zu mir in das Untersuchungszimmer gebracht wurde. Bereits auf den ersten Blick war klar, dass hier etwas so gar nicht stimmte. Die Patientin war bewusstlos und krampfte am gesamten Körper, ein Anblick der einen als erfahrenen Geburtshelfer sofort an eine Eklampsie denken lässt, die schwerste Form der Schwangerschaftsvergiftung, mit hohem Risiko für Mutter und Kind vergesellschaftet. Da die Patientin selbst keine Angaben machen konnte, befragten wir schnell die Angehörigen. Die Patientin sei bereits am Vormittag bei der Hausarbeit zusammengebrochen, seither habe sie immer wieder gekrampft. Dies musste bereits Stunden her sein, meine Sorge wurde immer größer. Im orientierenden Ultraschall zeigte sich, dass das Baby lebte, der Herzschlag war regelmäßig und kräftig. Da in Guinea eine Schwangerschaftsvorsorge nicht üblich ist, und es oftmals überhaupt keine schriftlichen Befunde ähnlich eines Mutterpasses gibt, lagen auch hier überhaupt keine Angaben zum bisherigen Schwangerschaftsverlauf und der Schwangerschaftswoche vor.
Jedoch befand die Patientin sich nach Angaben der Familie erst im 7. Schwangerschaftsmonat, also noch deutlich in der Frühgeburtlichkeit. Daheim in Deutschland stellt die Versorgung eines Kindes im 7. Schwangerschaftsmonat überhaupt kein Problem dar, in Guinea allerdings hatten wir keine neonatologische Versorgungsmöglichkeit.
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